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Custom Chewbacca - Ein Baubericht zu selbst gegossenen Figuren

Einleitung

Ich bin seit 1978 ein begeisterter Kenner-Figuren Sammler. Da ich aber nicht nur meine Figuren in Vitrinen stelle, sondern auch Dioramen baue, habe ich mir im Laufe der letzten 25 Jahre so etwa 1200 Figuren gekauft. Dazu Raumschiffe, Playsets, etc. Eben alles für die 3 3/4 inch Kenner-(Hasbro)- Figuren (oder sagen wir einfach 4-inch Figuren). Kenner-(Hasbro) habe ich dabei ein Vermögen verdienen lassen. Aber gerade für Massenszenen braucht man unheimlich viele Figuren. Alleine die Ankunft des Imperators (wohl ein Traum jeden STAR WARS- Dioramenbauers) verschlingt (wenn man es wirklich maßstäblich baut) um die 500 Figuren. Auch ich habe mir dieses Diorama bis jetzt noch nicht bauen können, weil mir 400 Stormtrooper einfach zu teuer sind. Deshalb experimentiere ich seit ein paar Monaten nach immer verbesserten Methoden, Figuren für den Eigengebrauch zu gießen. Meine bisherigen Ergebnisse möchte ich nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.

Rechtlicher Hintergrund

Bevor ich aber mit der Baubeschreibung beginne, möchte ich die rechtliche Seite ausgiebig beleuchten:

Grundsätzlich ist das Abgießen verboten. Punkt! Doppelt verboten ist der Verkauf! Und das muß jetzt Jeder in Fleisch und Blut aufnehmen: Leute, Ihr steht mit einem Bein im Gefängnis, solltet Ihr eine abgegossene Figur verkaufen! Lasst Euch einfach nie darauf ein! Auch dürft Ihr niemals abgegossene Figuren verschenken! Auch das ist strafbar! Ebenso dürft Ihr Euch keine Figuren ausleihen, um sie abzugießen. Gerade noch einigermaßen vertretbar ist es nur, wenn Ihr Euch die Originalfiguren kauft und sie selbst abgießt u n d sie nie mehr aus der Hand gebt! Genau das mache ich. Und dies möchte ich auch an die Adresse von Kenner-Hasbro richten, falls man mich jemals dafür belangen möchte: Mit meinen Dioramen mache ich auch Werbung für den Dioramenbau, der den Kauf von Original-Figuren einfach erfordert (Dies stelle ich aber Kenner-Hasbro nicht in Rechnung :-)) Und das ist der zusätzliche Umsatz, denn die Leute brauchen ja auch Figuren für Ihre Vitrinen (oder lassen sie auf Karte). Abschließend möchte ich nur sagen, daß die Kenner-Hasbro Figuren von Niemandem auf der Welt so glaubhaft kopiert werden können, daß man sie nicht als Kopien erkennt. Form, Beweglichkeit, Elastizität, Farbgebung machen die Original-Figuren einfach unersätzlich. Abgegossene Figuren in Massenszenen sind nur dann sinnvoll, wenn man in der vordersten Reihe Originalfiguren stehen hat.

Zum Bau

Wir benötigen:

  • Originalfigur
  • 4-Kanthölzer
  • dünne Holzplatte (z.B. wie Schrankrückwandmaterial)
  • Flüssigwachs (Trennwachs, gibt es in diversen Modellbauläden, es ist im kalten Zustand permanent flüssig und trocknet an Luft)
  • Latexmilch
  • diverses Werkzeug (Bastelmesser, Säge, Schraubendreher, etc.)
  • Abgießmaterial (Zinn, Gießharz, oder Gips)
  • Paketband
  • evtl. Sand

Zuerst bauen wir uns aus 10mm x 10mm 4-Kanthölzern zwei kleine Rahmen und schrauben diese auf eine dünne Holzplatte. Diese beiden Kästen verbinden wir mit einem sogenannten "Klavierband" (ein dünnes Scharnier). Siehe Bild 1.

Dann bestreichen wir die Originalfigur allseitig mit Flüssigwachs und legen sie in das linke Kästchen.

Dann gießen wir bis zur Körperhälfte (also nur die Rückseite der Figur) Latexmilch ein. Die lassen wir zwei bis drei Tage lang härten. Dann schneiden wir in die Oberkanten beider Kästchen Kerben zum Befüllen und entlüften ein. Jetzt schließen wir beide Kästen und umkleben sie mit Paketband. Die Figur darf dabei nicht entfernt werden.

Jetzt gießen wir die Vorderseite der Figur. Dabei gießen wir wieder Latexmilch ein und lassen diese wieder zwei bis drei Tage lang härten. Der Witz dabei ist, daß ausgehärtete Latexmilch sich nicht mit frischer Latexmilch verbindet!

Dann öffnen wir die Form und entnehmen die Originalfigur. Evtl. müssen wir mit Spachtelmasse (Latexmilch können wir nicht nehmen, sonst läuft sie in die nun freie Figurenform hinein) Lufteinschlüsse ausspachteln. Dann schließen wir wieder die Form und umkleben sie wieder mit Paketband.

Nun müssen wir uns entscheiden, mit was wir abgießen. Gießharz ist sehr gut aber teuer. Außerdem ist es bei Gießharz zu empfehlen, steife dünne Drähte vorher in den Bereich der Arme und Beine zu legen, damit die Figur später beim Herausnehmen aus der Form nicht zerbricht. Für Gips gilt das Gleiche. Ich bevorzuge Zinn. Doch Zinn erhitzt (gerade bei dickeren Figuren) die Form gewaltig. Das Paketband wird dann durchgebrannt und das Zinn läuft Euch aus der Form. Deshalb die Form senkrecht in einen Sandeimer stellen und dann erst gießen.

Das Lötzinn wird in die Kerben gegossen. Lange gießen, lieber immer länger als nötig Gießmaterial nachgießen, da es manchmal länger dauert, bis sich das ganze Material langsam in der Form verteilt.

Zum Schmelzen von Lötzinn verwendet man übrigens Baumarkt-übliche Buthan- oder Propan - Brenner. Vorsicht vor Verletzungen!

Dann nach etwa einer Stunde kann man die Zinnfigur entnehmen (bei Gießharzfiguren sollte man einen ganzen Tag warten) - Siehe Bild 2. Die Figur muß jetzt natürlich verputzt werden, denn sie enthällt noch viel überschüssiges Lötzinn (meistens am Kopf bzw. Helm), wo ja das Gießmaterial eingefüllt wurde - Siehe Bild 3. Dieses überschüssige Material nennt man in der Industrie "Grat" oder "Spritzling" (bei Druckgußverfahren).

Am Ende folgt die Lackierung - Siehe Bild 4.

Bild 1: Figur Gießrahmen
Bild 1: Figur Gießrahmen
Bild 2: Figur gegossen
Bild 2: Figur gegossen
Bild 3: Figur gereinigt
Bild 3: Figur gereinigt
Bild 4: Figur lackiert
Bild 4: Figur lackiert

Ich wünsche Euch viel Erfolg und würde mich freuen, Eure Ergebnisse hier im "Café" zu bewundern.

Schöne Grüße und MTFBWY
— Thomas (Dash Rendar)

Stand: 20.02.2003 (Update 15.02.2025)